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Ergotherapie

Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.
Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen. (DVE 08/2007)

Was hat Ergotherapie mit Wahrnehmung zu tun?

Die Wahrnehmung umfasst alle Mechanismen, die an der Verarbeitung einer Situation und damit der aufzunehmenden Reize beteiligt sind. Jedoch ist die Aufnahmefähigkeit und Verarbeitungskapazität für Sinnesinformationen begrenzt. Die Auswahl richtet sich nach der momentanen, individuellen Wichtigkeit. Die Auswahl wird bestimmt durch den inneren Antrieb eines Menschen und seinem Interesse Dieses wird unter anderem beeinflusst, durch bereits gemachte Erfahrungen und das Umfeld.
Hierzu muss es möglich sein, wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden zu können, um die wichtigen weiter zu leiten und die unwichtigen zu hemmen.
Die einzelnen Sinnessysteme sind Voraussetzung für Lernprozesse. Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich. Durch die Auswahl von Reizen und Betätigungen werden Nervensystem und Gehirn strukturiert und entwickelt. Die Fähigkeit, zu lernen, zu sprechen und sich ständig an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, setzt intakte Wahrnehmungsprozesse voraus.

Welche möglichen Auffälligkeiten gibt es? Wie zeigen sich diese?

Aufgeführt werden die einzelnen Bereiche mit einigen erläuternden Beispielen.

  • im Bereich der Grobmotorik, z.B.

  • Unsicherheiten beim Klettern oder Turnen

  • keine angemessene Gefahreneinschätzung

  • eine gute Bewegungsplanung, wie beispielsweise Treppen steigen

  • im Bereich der Feinmotorik/ Graphomotorik z. B.

  • verzögerte Malentwicklung, schlechtes Schriftbild

  • richtige Stifthaltung ist nicht verinnerlicht

  • zu starker Druck auf dem Papier

  • Alltagshandlungen (Besteckumgang, Knöpfe schließen öffnen, ..) sind erschwert

  • im Bereich der Konzentration z. B.

  • schnell ablenkbar

  • wichtige und unwichtige Reize können nicht unterschieden werden

  • Überforderung bei Arbeitsblättern („Ist das viel! Das schaffe ich nicht!“)

  • Verhaltensauffälligkeiten z. B.

  • grob im Umgang (hauen, boxen, schubsen) mit anderen Kindern, obwohl nicht beabsichtigt

  • körperliche Beschwerden (Kopf-/ Bauchschmerzen) durch negative Erlebnisse in der Schule oder bei den Hausaufgaben

  • Lernstörungen z. B.

  • Fehlendes Leseverständnis

  • Mengenerfassung ist erschwert

  • Zahlen-/ Buchstaben werden verdreht

  • im Bereich der vestibulären Wahrnehmung (Gleichgewichtsempfinden) z. B.

  • Unsicherheiten beim Rad fahren, verzögertes Erlernen

  • Intensives Schaukeln wird bevorzugt oder total abgelehnt

  • im Bereich der taktilen Wahrnehmung (Hautwahrnehmung)z.B.

  • intensives Matschen wird geliebt oder völlig abgelehnt

  • seltenes oder häufiges Kuscheln

  • eincremen oder Haare waschen bereiten Probleme

  • im Bereich der propriozeptiven Wahrnehmung (Tiefenwahrnehmung) z. B.

  • keine angemessene Krafteinschätzung (trampeln)

  • stillsitzen ist kaum möglich

  • ständig intensiv auf Reizsuche

Die Bereiche der visuellen (Sehen) und auditiven (Hören) Wahrnehmung werden in die Beobachtung mit einbezogen, jedoch durch die entsprechenden Berufsgruppen ausführlicher betrachtet.

Was kann ich zur Unterstützung tun?

Wenn sie Auffälligkeiten in den oben genannten Bereichen beobachten konnten, wenden sie sich bitte an ihren Kinder- oder Hausarzt. Schildern sie ihm so genau wie möglich, welche Beobachtungen sie gemacht haben. Ihr Arzt wird ihr Kind dann genau untersuchen und bei Bedarf eine Verordnung über eine ergotherapeutische Behandlung ausstellen. Hier kann ihr Kind genau beobachtet und getestet werden, um daraus mit ihnen gemeinsam einen Therapieplan zu erstellen. Ihr(e) zuständige(r) Ergotherapeut(in) kann ihnen nun auf ihr Kind abgestimmte Empfehlungen zur Förderung geben. Es findet zudem eine intensive Elternarbeit und Zusammenarbeit mit den Ärzten, Lehrern, Erziehern und anderen Therapeuten statt.

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