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Dyskalkulie

In den letzten zehn Jahren hat die Dyskalkulie (Rechenschwäche) vermehrt Einzug in unsere Schulen gehalten. Teilleistungsschwächen/ -störungen bedürfen einer besonderen, adäquaten Unterstützung, um dem Kind den Zugang zu den entsprechenden Lerninhalten zu ermöglichen.
Nach Erlasslage soll eine schulinterne Förderung stattfinden, was aber oft sowohl aus organisatorischen als auch aus fachlichen Gründen nicht in ausreichendem Maße zu leisten ist. Viele Kinder mit besonderem Förder- bedarf besuchen daher eine ihnen angemessene, unterstützende Lerntherapie.

Bei Dyskalkulie handelt es sich um eine partielle Lernstörung oder Entwicklungsverzögerung, die sich auf das Verstehen, das Erlernen und das Anwenden von mathematischen Strukturen und elementaren Inhalten des Grundlagenbereiches bezieht (Zahlbegriff, Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, Umgang mit Größen,…).


Sowohl der Ausprägungsgrad als auch die Ursachen können sehr unterschiedlich sein. Zum Teil können sie bereits im pränumerischen Bereich liegen, ebenso in einer eingeschränkten Wahrnehmungsverarbeitung im Kleinkindalter.

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Wird eine Rechenschwäche nicht erkannt und therapiert, so kann sich die Lernbereitschaft des Kindes durch wenig Erfolgserlebnisse und schlechte Zensuren sowie die Freude am Lernen insgesamt vermindern. Sekundäre Begleiterscheinungen wie Schulunlust und Störungen des Selbstwertgefühls, die sich in unterschiedlichen dissozialen und neurotischen Fehlfunktionen äußern, können die Folge sein.

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Diagnostiziert wird das Störungsbild der Rechenschwäche in einem entwicklungsdiagnostischen Zentrum, bei dafür ausgebildeten Fachärzten oder in entsprechenden privaten Institutionen.

Was ist Dyskalkulie?

Was hat Dyskalkulie mit Wahrnehmung zu tun?

Im Lernprozess eignet sich der Mensch die zu erfahrenden, zu lernenden Inhalte über seine Sinne an. Er sieht, hört, riecht, fühlt seine Umwelt, vergleicht und sortiert und filtert gleichzeitig aus einer Fülle von Reizen diejenigen, die für ihn im Moment des Lernens wichtig sind. Dieser Vorgang ist ein vielschichtiger Prozess, in dem alle Sinne angesprochen sind: die Augen, die Ohren, die Hände, der Mund (Geschmack), die Haut, aber auch die inneren Empfindungen wie Intuition, Spiritualität und ganzheitliche Körperempfindungen

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Lernen findet über Sinne statt

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Als eine mögliche Ursache der Rechenschwäche stellt sich das Fehlen von grundlegenden Sinneswahrnehmungen und Körpererfahrungen der Kinder in der heutigen Zeit heraus.
Auf vielseitige Erfahrungen in der frühen Kindheit und einer gesunden Reizintegration aber baut sich auch mathematisches Denken und Handeln auf. Fehlendes oder mangelndes Zusammenspiel in der Wahrnehmungs – verarbeitung kann sich von daher auf das Begreifen von mathematischen Grundstrukturen auswirken.

Hier einige Beispiele, um den Zusammenhang zu verdeutlichen:

  • Körperkoordination (Raum- und Zeiterfahrungen)

  • Hand-Auge-Koordination (Ordnen und Zuordnen, 1:1-Zuordnung)

  • Figur-Grund-Differenzierung ( Erkennen einer Ziffer in der Anordnung einer mehrstelligen Zahl)

  • Formkonstanz (Erkennen eines Symbols in anderer Raumlage)

  • Mengenkonstanz ( Anzahl ist unabhängig von Material und Größe)

Was kann ein/e Therapeut/in tun?

Eine Therapie orientiert sich an der momentanen Lernausgangslage des Kindes. Es werden die vorhandenen Entwicklungsdefizite des Kindes heraus- gearbeitet , um sie anhand individuell unterschiedlicher Maßnahmen aufzuarbeiten. Neben der handlungsorientierten Erarbeitung fachlicher Inhalte werden auch die visuelle, auditive und taktile Wahrnehmung trainiert, ebenso Gedächtnis und Konzentration gefördert.

In entspannter Lernsituation, die dem Lerntempo des Kindes und der individuellen Lernebene (konkret handelnde Ebene, bildliche Darstellung, symbolische Darstellung) angepasst ist, werden Lernblockaden und Ängste abgebaut. Das Kind bekommt über positive Rückmeldungen einen neuen Zugang zu dem Unterrichtsfach Mathematik und ist motiviert, sich neue Inhalte zu erarbeiten. In kleinen Schritten werden Erfolge erzielt. Die wiedererlangte Handlungskompetenz stärkt das Selbstbewusstsein und lässt wieder Freude und Lust am Lernen wachsen.

Nach meinen Erfahrungen als Lehrerin und Therapeutin ist eine Zusammenarbeit mit Eltern und Schule unumgänglich, da die Ursachen der Dyskalkulie sehr komplex sind und auch in dem sozialen Beziehungsgeflecht dieser Systeme wurzeln können.

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